Angesichts der Dritten Industriellen Revolution durch Digitalisierung, Automatisierung, Computer, Kybernetik und Künstliche Intelligenz (KI) stellt sich auch im Blick auf die traditionsreiche Technologiefreundlichkeit der Arbeiter*innenbewegung die Frage nach den gesellschaftlichen und demokratiepolitischen Auswirkungen der aktuellen (digitalen) Produktionsbedingungen. Wenn der Begriff der Artificial Intelligence (AI) bereits im Rahmen der Dartmouth Conference (1956) – u. a. von Marvin Minsky und Claude Elwood Shannon – geprägt wurde, so ist es zeithistorisch bemerkenswert, dass sich an den grundlegenden gesellschaftspolitischen Problemstellungen auch angesichts von Virtual Reality und ChatGPT im Grunde nicht viel geändert hat. Denn auch fast 70 Jahre später geht es um die genaue Bestimmung des Verhältnisses von Mensch(en) und Maschine(n), um die Kybernetisierung und Digitalisierung der Arbeits-, Lebens- und Bildungswelt bzw. um die Frage, ob Maschinen Bewusstsein, Gefühle oder eben Intelligenz entwickeln können.
DER MARBURGER LINKSKANTIANISMUS VON ELISABETH THERESIA WIDMER
ELISABETH THERESIA WIDMER skizziert in ihrem Beitrag die politische Philosophie der Marburger Schule Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Kontrast zu den rechtskonservativen Intellektuellen dieser Zeit nahm der an Kant orientierte Marburger Linkskantianismus eine Sonderstellung ein. Als politisch linke und progressive Strömung richtete sich die Denkschule gegen
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