„Ich habe die Sensibilität in mir, Bilder zu speichern.“ zu Heike Willmaser VON HEIKE WILLMASER, VERONIKA JUNGER UND CHRIS HADERER

Heike Willmasers bildnerischer Gedanke ist folgender: zu malen, was sie malen möchte, ohne sich an konventionelle Richtlinien zu halten. Sie hat einen Stil entwickelt, der ihrem Wesen entspricht: In gewisser Weise entzieht er sich jeder Einordnung, ist eine faszinierende Mischung aus kindlicher Sichtweise und ansprechenden modernen kubistischen Strukturen, die sich da und dort außerdem als humorvolle Impressionen verstehen. Ihre Freundin Veronika Junger, die eine Teilschuld an Heike Willmasers Anwesenheit in Wien trifft, versucht es auf den Punkt zu bringen: „Eine Willmaser erkennt man eben sofort …“

Mit den Worten der Kunst gesagt: Kubismus mit Mystik, Abstraktionsdrang mit Zügelung, Surrealismus und tiefe Wurzeln in der Bildwelt der Kinder. Das alles findet sich in den Arbeiten von Heike Willmaser. Das Repertoire ihrer Malerei ist breit gefächert und schwer einzuordnen. Ein möglicher Zugang zu ihrer Visualität ist vielleicht: einfach Hinschauen, sich in das Gesehene fallen lassen, aufsaugen, was da Gestalt angenommen hat, sich dieser Expression nähern und das Kunstwollen in das eigene Wesen übernehmen. Integrieren würde ein Psychologe sagen. „Ich habe die Sensibilität in mir, Bilder zu speichern“, sagt Heike.

„Wenn ich wegfahre, habe ich Inspirationen. Die Landschaft speichere ich in meinem Kopf ein, das futuristische Auge, was jeder Künstler einfach hat, setzte es dann im Atelier um. – Ja und den Skizzenblock habe ich immer dabei, denn mich inspiriert auch eine Steckdose oder ein Schatten …“

Geboren wurde Heike Willmaser am 9. April 1963 im ostdeutschen Gera/Thüringen, wo sie in der schöpferischen Atmosphäre einer Künstlerfamilie aufwuchs. Der Vater war Maler, die Mutter Puppenspielerin im Marionettentheater des vom deutschen Schauspieler und Bühnenleiter Richard Ohnsorg geführten Österreich-Ohnsorg-Puppentheaters. Das kreative Umfeld und der allgegenwärtige Geruch von Farben sorgten letztlich dafür, dass Heike bereits mit vier Jahren Malerin werden wollte:

„Da war der Geruch von Farben, ich war oft im Atelier, habe den Duft der Ölfarben eingesaugt. Die Mutter hatte Puppen zu Hause und ich durfte auch immer ins Puppentheater mitgehen und die Proben anschauen. Und als ich das erste Mal dort war, hatte ich sehr große Angst. Da war der Kasperl da und der hat so grässlich ausgesehen. Ich musste raus, ich konnte das nicht ansehen …“

Seit dem Jahr 1989 ist sie freischaffende Künstlerin. Ihre Freundin und Kollegin Veronika Junger verleitete Heike Willmaser zum Umzug von Passau nach Wien – wo sie von der Donaustadt mit den engen Gassen und alten Häusern atmosphärisch an ihre Heimatstadt Gera erinnert wurde. Dem von der Welle des Kommunismus zusammen mit der Haselburg gänzlich zerstörten ersten Bezirk von Gera errichtet die Künstlerin liebevoll ein Denkmal in Bildern, wie sie in ihrem fotografischen Gedächtnis verewigt sind.

„Die Mentalität, das ruhigere Leben in Österreich hat mich fasziniert. Falsche Menschen gibt es überall. Was mir gefallen hat: Wien diese Häuser, diese engen Gassen, es hat auch ein bisschen Ähnlichkeit mit Gera, natürlich kleiner. Es hat auch die Judengasse und den Böttgerweg gegeben, also kleine Gässchen halt, und das hat mich irgendwie an Gera erinnert. Es war eine Art verlängerte Heimatstadt im Kopf. Die Tschechei ist nicht weit und so wie von Gera ist diese auch von Wien nicht weit entfernt. Mir gefällt die Mentalität sehr, das Gemisch …“

Im Jahr 1999 wurde sie in den Kunstverband Art-Forum Graz aufgenommen. Im Jahr 2000 gestaltete Heike Willmaser ihren Astrologie-Pfad, der als dritter Teilabschnitt des Walk of Art (Idee: Friedensreich Hundertwasser) die optische Verbindung vom Hundertwasser-Haus zum Kunst-Haus Wien bildet. Ein weiteres Betätigungsfeld fand Heike Willmaser als Autorin für Kindermärchen und Illustratorin ihrer eigenen Märchen und Erzählungen. Ergänzend zu diesen Märchenthemen, betätigte sie sich auch selbst als Puppenspielerin und kreierte ungewöhnliche Marionettenpuppen. Seit Mai 2005 ist Heike Willmaser Mitglied des Österreichisch-Rumänischen Kulturinstituts. Die österreichische Post ehrte ihr Schaffen im Jahr 2005 mit der Herausgabe dreier Sondermarken mit ausgewählten Gemälden der Künstlerin. Eine Anregung für Geschichtsforscher*innen und Archäolog*innen, wie bildnerische Künstler*innen als ernst zu nehmende Entdecker*innen assistieren könnten, zeigt Heike Willmaser mit ihrem Bild der bisher unerforschten Arme Leute Kirche im sechsten Wiener Gemeindebezirk.

Nach einer Studie des Instituts für Stadt und Regionalforschung im Rahmen eines EU-Projekts, das sich auch über den Donauraum erstreckte, zeigt sich ein stark wachsendes Interesse der Bewohner eines Bezirkes zur Identifikation mit ihrer lokalen Umgebung, mit ihrem „Grätzl.“ Künstlerinnen wie Heike Willmaser tragen als Bindeglied des kulturellen Lebens zum Verständnis archäologischen Geschehens im städtischen Bereich bei. Durch die bildliche Darstellung vergangener Architektur, ähnlich wie durch archäologische Entdeckungen, könnten moderne Stadtplaner*innen unserer Tage vergangene Fehler vermeiden, wie auch bereits im Städtebau seit langem bewährte Modelle wiederholen.

HEIKE WILLMASER

geboren am 9. April 1963 in Gera. Seit 2009 Kunst zu Recht: Mitausstellerin im Justizzentrum Wien Mitte, 3. Stock, Marxergasse 1a, 1030 Wien. Rege Ausstellungstätigkeit in Österreich, Portugal, Italien, Deutschland, etc. Studienreisen nach Serbien, Rumänien, Italien und Kroatien.

WERNER KRAUSE

Jahrgang 1955, hat an der Hochschule für angewandte Kunst Grafik und Lehramt studiert. Er hat bis 2015 Bildnerische Erziehung und Werkerziehung am Bundesgymnasium Alterlaa, Anton-Baumgartnerstraße 123 unterrichtet. Er lebt und arbeitet in Wien

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