Wissenschaftsministerin EVA-MARIA HOLZLEITNER erklärt, wie Österreich zum sicheren Hafen für Forschende und Lehrende wird – und warum es für eine starke Demokratie entscheidend ist, schon Kinder für Forschung zu begeistern.
I. Forschung braucht Freiheit – und Förderung
Wissenschaft und Forschung sind das Fundament einer demokratischen Gesellschaft. Sie liefern Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – von der Gesundheitsversorgung über Klimaschutz, Digitalisierung bis zur Friedens- und Demokratieforschung. Doch sie sind auch verletzlich: Dort, wo freie Forschung eingeschränkt oder politisch instrumentalisiert wird, gerät die Demokratie ins Wanken.
Als Wissenschaftsministerin setze ich mich dafür ein, dass Österreich ein Land bleibt, in dem Erkenntnis und Innovation nicht unter Druck, sondern unter guten Bedingungen entstehen – offen, sicher und chancengerecht. Diese Bedingungen zu verbessern ist mein Anspruch.
Deshalb arbeiten wir derzeit an der Hochschulstrategie 2040 – mit einem klaren Fokus auf die soziale Lage der Studierenden und gute Arbeitsbedingungen für Lehrende und Forschende. Denn nur wenn Studium und wissenschaftliche Arbeit unter fairen, verlässlichen Bedingungen möglich sind, kann Hochschule ein Ort der Teilhabe, des Austauschs und des gemeinsamen Fortschritts sein. So schaffen wir eine Wissenschaft, die allen zugutekommt.
II. Begeisterung für Wissenschaft beginnt im Kindesalter
Ich bin überzeugt: Der Zugang zu Wissenschaft darf kein Privileg sein. Wir müssen Kinder früh in Kontakt mit Forschung bringen – altersgerecht, praxisnah und mit Freude. Die JKU Science Holidays und die Kinderuni Wien sind großartige Beispiele dafür, wie das gelingt.
Über 680 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren erleben diesen Sommer am Campus der Johannes Kepler Universität Linz eine Woche voller Experimente, Workshops und Entdeckungen – von Elektromotoren über Chemielabore bis zu Künstlicher Intelligenz. Möglich wird das durch engagierte Forscher*innen, Pädagog*innen und die Zusammenarbeit von Bund, Land und Universität.
Solche Initiativen schaffen mehr als Ferienbetreuung: Sie stärken Neugier, Selbstvertrauen und das Verständnis für Zusammenhänge. Das ist Demokratiebildung im besten Sinn – weil es junge Menschen dazu ermutigt, zu hinterfragen, mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen.
III. Österreich als sicherer Hafen für internationale Forscher*innen
Auch auf internationaler Ebene braucht es klare Signale: Österreich steht für wissenschaftliche Freiheit und Zusammenarbeit. Angesichts der besorgniserregenden Entwicklungen in Ländern wie den USA – wo demokratiefeindliche Eingriffe den Forschungs- und Hochschulbetrieb gefährden – haben wir das Perspektiven-Paket ins Leben gerufen.
Damit stärken wir Österreich als solidarischen Standort für internationale Forscher*innen, die sich neu orientieren müssen. Konkret bieten wir:
- einen digitalen One-Stop-Shop mit gebündelten Informationen zu Jobs, Aufenthaltsrecht und Förderungen,
- gezielte Programme des FWF wie ESPRIT, ASTRA oder das Academy Fellowship,
- ein neues Students-at-Risk-Stipendium für Studierende, die ihr Studium im Herkunftsland nicht mehr sicher fortsetzen können,
- sowie rechtliche Erleichterungen, um Spitzenkräfte unbürokratisch an Universitäten zu holen (Opportunity Hiring).
Wissenschaft braucht Sicherheit – und sie braucht Strukturen, die Talente willkommen heißen, nicht ausschließen.
Wir stärken damit nicht nur den Wissenschaftsstandort Österreich – wir verteidigen Grundwerte wie Wissensfreiheit, akademische Unabhängigkeit und internationale Solidarität. In einer Zeit, in der politische Eingriffe und autoritäre Strömungen – nicht nur in den USA und anderen Teilen der Welt, sondern auch mitten in Europa – zunehmend in Forschung und Lehre eingreifen, setzt Österreich bewusst ein anderes Zeichen: Für offene Gesellschaften, in denen Erkenntnis nicht unterdrückt, sondern gefördert wird. Wissenschaft ist keine nationale Angelegenheit – sie lebt von Austausch, Diversität und Freiheit. Deshalb übernehmen wir Verantwortung, bieten Schutz und schaffen Perspektiven – für und gemeinsam mit allen, die für freie Forschung und kritisches Denken einstehen.
IV. Conclusio: Sozialdemokratische Wissenschaftspolitik heißt: Teilhabe ermöglichen
Was diese beiden Projekte verbindet, ist ein Grundprinzip: Wissen muss allen zugänglich sein. Eine sozialdemokratische Wissenschaftspolitik bedeutet, Bildung und Forschung nicht als exklusiven Elitenpfad zu begreifen, sondern als öffentliche Aufgabe. Das beginnt bei kindgerechten Experimenten im Sommer und reicht bis zur internationalen Talentförderung.
Es geht um Haltung. Um ein klares Ja zu wissenschaftlicher Neugier, zu kritischem Denken, zu Freiheit und zu Chancengleichheit. Dafür braucht es gute Arbeits- und Forschungsbedingungen. Und es geht um die Überzeugung, dass eine starke Demokratie dann entsteht, wenn Menschen verstehen, mitreden und mitgestalten können – vom Klassenzimmer bis ins Labor. Zur Verteidigung der Demokratie gehört es auch, die Grundlagen der Wissenschaft zu schützen. Mit dem soeben verabschiedeten Cyber-Resilience-Plan stärken wir die Widerstandsfähigkeit unserer Universitäten gegenüber Hackerangriffen – um Forschung, Lehre und kritisches Denken auch im digitalen Raum sicherzustellen. Wer die Wissenschaft angreift, greift die Zukunft unseres Landes an – dem stellen wir uns entschlossen entgegen.

Eva-Maria Holzleitner © Kurt Prinz
EVA-MARIA HOLZLEITNER
ist Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung und Frauenvorsitzende der SPÖ.
ABSTRACT:
Österreich versteht sich als demokratischer Wissenschaftsstandort – offen und international vernetzt. In diesem Beitrag zeigt Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner, warum die Förderung von Forschung und Bildung nicht erst an der Universität beginnt, sondern schon im Kindesalter – und wie gezielte Initiativen vom Ferienprogramm bis zum Stipendium ein starkes Zeichen für Demokratie, Teilhabe und Neugier setzen.
