Innovation und Verantwortung: Wie KI unser Bildungssystem auf den Kopf stellt VON JÖRG NEUMAYER und ALEXANDER PETROVIC

Während KI-Systeme die Arbeitswelt neu definieren, hinken unsere Schulen hinterher. Die Zeit drängt, um Bildung gerecht und zukunftsfähig zu gestalten. KI beeinflusst nicht nur die Art wie wir arbeiten, sondern auch wie wir lernen und lehren. JÖRG NEUMAYER und ALEXANDER PETROVIC beschreiben in diesem Artikel die politische Situation in der österreichischen Bildungspolitik, die Lage in den Schulen und zeigen Chancen und konkrete Möglichkeiten für eine zukünftige Bildungspolitik mit KI-Integration.

I. Einleitung

Welche Fähigkeiten brauchen Kinder in der Zukunft, wenn KI-Anwendungen scheinbar alles besser können? Wenn Algorithmen Texte schreiben, Kunstwerke schaffen und sogar Entscheidungen vorbereiten – was bleibt dann für uns Menschen zu tun? Und vor allem: Was muss die Schule leisten, um Kinder auf diese neue Welt vorzubereiten? Ist sie überhaupt bereit, oder läuft unser Bildungssystem Gefahr, den Anschluss zu verlieren?

Aktuell ist noch unklar, wie genau diese Fragen zu beantworten sind. Doch sie aufzuwerfen ist unverzichtbar, weil sie verdeutlichen, wie grundlegende Prinzipien des klassischen Bildungssystems durch KI und ihre neuen Möglichkeiten herausgefordert werden. Schulen dürfen sich der digitalen Revolution nicht verschließen. Doch hinter dieser Notwendigkeit steckt eine viel tieferliegendere Frage: Wie können wir Künstliche Intelligenz als Werkzeug nutzen, das dem Menschen hilft, ohne ihn oder seine Fähigkeiten umfänglich zu ersetzen? Die Antwort darauf ist nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich, ethisch und politisch. Sie ist der Schlüssel zu einer Bildung, die weder realitätsfern noch entmenschlicht ist.

Die Antworten darauf sind drängend, denn KI ist keine Zukunftsmusik mehr. Sie schreibt unsere E-Mails, hilft uns bei alltäglichen Entscheidungen und erklärt uns die scheinbare Welt in Sekunden. Vorab kann aber beruhigt werden: Die Anwendungen sind noch fehleranfälliger, als es viele wahrhaben wollen. Ein Beispiel: Fragen Sie ein Volksschulkind, das gelernt hat, eine Zeigeruhr zu lesen, eine bestimmte Uhrzeit einzuzeichnen, und stellen Sie dieselbe Frage ChatGPT. Sie werden über das Ergebnis verblüfft sein. ChatGPT bzw. DALL-E sind nicht in der Lage, andere Uhrzeiten als 10 nach 10 anzuzeigen. Gleiches gilt übrigens auch beim Anzeigen von Personen, die nicht mit der rechten, sondern mit der linken Hand schreiben sollen. Die angeblich mächtige KI stößt bei diesen einfachen Aufgaben an ihre Grenzen. Noch.

Trotz dieser Limitierungen sind die Anwendungen eindrucksvoll, und ihr Anwendungsbereich nimmt immer mehr Raum ein. KI ist nicht nur ein Werkzeug; sie hat das Potenzial, den Alltag zu revolutionieren – in vielen Bereichen hat sie das bereits getan. Doch während KI in Büros, Haushalten und sogar Kunststudios angekommen ist, scheint die Schule oft in der Vergangenheit steckenzubleiben. Im schulischen Bereich drehen sich die Rädchen einmal mehr zu langsam, und es wird eher über – in Wirklichkeit nicht durchsetzbare und an der Lebensrealität vorbeigehende – Generalverbote nachgedacht, statt einen sinnvollen und sicheren Einsatz zu fördern. Wie können Lehrkräfte, die sich selbst kaum auf die Digitalisierung vorbereitet fühlen und es auch oft nicht sind, Kinder anleiten, diese Technologien sinnvoll zu nutzen? Wie schaffen wir es, Schulen nicht nur technisch auszustatten, sondern auch inhaltlich und methodisch fit für die Zukunft zu machen?

Das Versäumnis, KI in den Unterricht zu integrieren, könnte fatale Folgen haben. Denn Bildung, die nicht mit der Realität Schritt hält, verfehlt ihren Zweck. Schule muss ein Ort sein, an dem Kinder lernen, mit den Werkzeugen der Gegenwart zu arbeiten, um die Zukunft zu gestalten. Diese Aufgabe verlangt nach mehr als technischen Lösungen. Sie braucht Visionen, ethische Leitlinien und einen klaren Plan. Es geht letztlich nicht nur darum, Technologien unreflektiert zu nutzen, sondern darum, wie wir sie nutzen, wofür – und wie uns das verändert.

Abb.1: Virtual Reality © Gorodenkov

II. Der Status Quo

Das österreichische Bildungssystem umfasst über zwei Millionen Lernende und mehr als 200.000 Pädagog*innen – eine Gemeinschaft von enormer Größe, die mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert ist und oft nur schwerfällig auf Veränderungen reagieren kann. Umso dringender wären rasche Maßnahmen und entschlossene Unterstützung von bundespolitischer Seite. Doch diese bleiben aus. Stattdessen stehen Pädagog*innen allein vor den täglichen Realitäten und brauchen bereits jetzt konkrete Lösungen. Wie sollen sie ihrem Bildungsauftrag gerecht werden, wenn ihnen die notwendigen Rahmenbedingungen fehlen? Die gegenwärtige konservative Regierung lässt nicht nur eine vorausschauende Strategie vermissen, sondern blockiert auch zahlreiche Initiativen aus progressiven Bundesländern, die Schulen und Kindergärten für die digitale Zukunft stärken könnten.

Pädagog*innen sollen enormen Herausforderungen meistern, doch fühlen sie sich meist vom zuständigen Bildungsministerium und dessen konservativer, politischer Führung ignoriert. Das gilt besonders im Bereich der Digitalisierung, speziell bei KI-Anwendungen. Die Pädagog*innen fühlen sich auf die Vermittlung essenzieller Schlüsselkompetenzen, die im digitalen Zeitalter unabdingbar sind, schlecht vorbereitet. Insbesondere der Umgang mit KI-Tools und die Integration digitaler Technologien in den Bildungsalltag bleiben vielfach ausgespart Es mangelt an fundierten Fortbildungsangeboten, die Pädagog*innen in die Lage versetzen, mit den technologischen Umwälzungen Schritt zu halten. Das Resultat? Innovative Technologien bleiben entweder ungenutzt oder werden oberflächlich, unreflektiert und damit unsicher verwendet.

Das zentrale Problem ist die Abwesenheit einer kohärenten, zukunftsweisenden Strategie. Österreich hat bislang keinen umfassenden Plan entwickelt, um Schulen und Kindergärten auf die Herausforderungen des KI-Zeitalters vorzubereiten. Welche Fähigkeiten müssen Schüler*innen erwerben, um in einer KI-dominierten Welt zu bestehen? Welche traditionellen Kompetenzen bleiben unersetzlich, und welche können angesichts neuer technologischer Möglichkeiten überdacht werden? Diese Fragen verlangen dringend nach Antworten.

III. Bildung ohne Richtung

Die Stimmen der Pädagog*innen sprechen eine deutliche Sprache: Es fehlt an klaren Leitlinien, wie KI ethisch vertretbar und pädagogisch sinnvoll im Bildungsalltag genutzt werden kann. Fragen zu Datenschutz, ethischen Standards und den Anforderungen einer digitalisierten Gesellschaft bleiben unbeantwortet. Diese Lücke unterstreicht die Notwendigkeit, die Rolle von Lehrkräften grundlegend zu überdenken. Ein modernes Bildungssystem darf sich nicht länger auf individuelle Improvisation verlassen, sondern muss Pädagog*innen systematisch und nachhaltig unterstützen.

Während andere Länder die Lehrkraft bereits als Mentor*in und Coach etablieren, der/die Lernprozesse begleitet und individuell unterstützt, verharrt Österreich im klassischen Rollenbild. KI könnte dabei helfen, diese Transformation zu beschleunigen, doch ohne die richtigen Werkzeuge und Rahmenbedingungen droht das Bildungssystem, eine ganze Generation schlecht auf die Zukunft vorzubereiten – mit weitreichenden Konsequenzen für Individuen, Gesellschaft und Wirtschaft.

IV. Frühförderung unter Druck

Kindergärten, als erste Bildungsinstanzen, tragen eine besondere Verantwortung. Sie legen die Grundlagen für kognitive, soziale und emotionale Entwicklungen. Der Einsatz digitaler Medien muss hier mit Bedacht erfolgen. Technologische Lösungen dürfen niemals die menschliche Interaktion ersetzen, sondern sollten sie sinnvoll ergänzen.

Moderne KI-Werkzeuge könnten Pädagog*innen von administrativen Aufgaben entlasten und ihnen mehr Zeit für die direkte Arbeit mit den Kindern ermöglichen. Kindgerechte Technologien, wie Tablets mit Lernsoftware oder interaktive Sprachassistenten, können behutsam eingeführt werden, ohne die natürliche Dynamik zwischen Pädagog*innen und Kindern zu beeinträchtigen. Ein moderner Kindergarten benötigt zudem eine solide technische Infrastruktur, um Kindern einen sicheren und spielerischen Zugang zur digitalen Welt zu ermöglichen.

Doch Technologie allein reicht nicht aus. Die Vermittlung von Medienkompetenz muss früh beginnen. Kinder sollten digitale Medien als Werkzeuge begreifen, die sie kreativ und verantwortungsvoll nutzen und reflektieren können. Gleichzeitig müssen sie vor den Gefahren übermäßigen Konsums und ungeeigneter Inhalte geschützt werden. Die menschliche Interaktion bleibt das Herzstück der frühkindlichen Bildung – digitale Technologien dürfen diese Rolle nur ergänzen, niemals ersetzen.

Ein weiterer Aspekt, der stärker berücksichtigt werden muss, ist die Förderung der sozialen Kompetenz. Gerade im Kindergartenalter werden Grundlagen für Empathie, Konfliktlösung und Teamarbeit gelegt. Hier darf die Digitalisierung nicht als Selbstzweck gesehen werden, sondern muss gezielt eingesetzt werden, um pädagogische Ziele zu unterstützen. Kindergärten könnten dabei als Modell für den behutsamen Umgang mit Technologie dienen und Impulse für andere Bildungseinrichtungen setzen.

Abb. 2: Kindliche Medienkompetenz © Kerkez

V. Ungleichheit und Kontrollverlust

Der Einsatz von KI in der Bildung birgt besondere Risiken. Die Abhängigkeit von KI-Tools könnte die Fähigkeit der Schüler*innen untergraben, Wissen eigenständig zu erwerben und kritisch zu reflektieren. Soziale Interaktionen könnten durch digitale Lösungen ersetzt werden, wodurch essenzielle menschliche Erfahrungen verloren gehen.

Algorithmische Verzerrungen, durch die Vorurteile und Diskriminierungen verstärkt werden könnten, sind ein weiteres Problem. Hier sind gut ausgebildete Pädagog*innen unerlässlich, um sicherzustellen, dass KI-Technologien verantwortungsvoll und reflektiert eingesetzt werden. Gleichzeitig müssen Schulen und Kindergärten mit den notwendigen Ressourcen ausgestattet werden, um solche Verzerrungen zu erkennen und gegenzusteuern.

Darüber hinaus droht die digitale Kluft weiter zu wachsen. Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien haben oft keinen Zugang zu hochwertigen, digitalen Ressourcen. Die ungleiche Ausstattung von Schulen verschärft diese Ungleichheiten zusätzlich. Maßnahmen, wie die österreichweite Geräteinitiative oder Projekte, wie die „Digi-Box“ des Wiener Bildungsservers, sind positive Ansätze. Sie reichen jedoch nicht aus, um die digitale Kluft nachhaltig zu überwinden. Hier braucht es eine konsequente, staatliche Förderung, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Auch der Datenschutz stellt eine immense Herausforderung dar. KI-Systeme sammeln große Mengen an Daten, um Lernprozesse zu analysieren und zu optimieren. Doch wie können diese sensiblen Informationen ausreichend geschützt werden? Kinder und Jugendliche gehören zu den besonders schutzbedürftigen Gruppen, weshalb strenge Datenschutzrichtlinien und transparente Algorithmen unerlässlich sind. Der Staat muss nicht nur überwachen, sondern aktiv Standards setzen, die Missbrauch verhindern und Vertrauen schaffen.

VI. Chancen nutzen, Potenziale entfalten

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Bildungseinrichtungen birgt ein enormes Potenzial. Positive Beispiele und Ansätze zeigen, wie technologische Entwicklungen das Bildungssystem grundlegend verbessern können. Was aber, wenn wir von den Besten der Besten weltweit lernen? Was, wenn wir als Staat jetzt die richtigen Schritte setzen, damit unser Bildungssystem im Jahr 2025 ankommt und sich den Herausforderungen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz stellt? Was, wenn wir die aktuellen Entwicklungen als Chance sehen, unser Bildungssystem umzugestalten?

KI bietet insbesondere die Chance, das Lernen zu individualisieren. In der Wissensvermittlung werden die Möglichkeiten von KI-Systemen gemeinsam von den Lehrenden und den Schüler*innen genutzt, um personalisierte Lernwege zu schaffen, die auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten einzelner Schüler*innen abgestimmt sind. Solche personalisierten Ansätze ermöglichen es, Lernrückstände frühzeitig zu erkennen und gezielt auszugleichen. Gleichzeitig können KI-gestützte Werkzeuge wie Sprachassistenten oder immersive Lernumgebungen den Zugang zu Bildung verbessern und Inklusion fördern. So können Tools für Spracherkennung und Übersetzung Barrieren für Schüler*innen mit Sprachschwierigkeiten oder Migrationshintergrund abbauen. Ebenso können KI-gestützte Anwendungen Kindern mit besonderen Bedürfnissen helfen, am Unterricht teilzunehmen und sich bestmöglich zu entfalten.

Darüber hinaus kann KI eine erhebliche Entlastung für Lehrkräfte schaffen. Der hohe Anteil an administrativen Arbeiten, die fehlende Unterstützung und die mangelhafte Digitalisierung des Schulsystems haben einen maßgeblichen Anteil an der Überlastung der Lehrenden. KI-Assistenten können Elternkommunikation, Unterrichtsplanung und die Vorbereitung von Lernunterlagen erheblich erleichtern. Dabei steht nicht nur die eigentliche Vorbereitung im Zentrum, sondern vor allem die Möglichkeit, Lernunterlagen für diverse Bedürfnisse anzupassen, wie Mehrsprachigkeit oder individualisierte Inhalte.

Doch KI kann mehr als nur den Schulalltag erleichtern. Ein neuer Kompetenzbereich ist die Vermittlung von Wissen über die Künstliche Intelligenz und deren verantwortungsvolle Nutzung. Gerade in einer Welt, in der Algorithmen immer mehr Entscheidungen beeinflussen und Informationen aufbereiten, wird Medienkompetenz zu einer unverzichtbaren Fähigkeit. Die Schüler*innen müssen befähigt werden, digitale Inhalte kritisch zu hinterfragen und sich eigenständig Wissen anzueignen. Schulen müssen Wege finden, den Lernenden zu vermitteln, wann und wie KI-Tools sinnvoll eingesetzt werden können, ohne dabei die Entwicklung eigenständiger Fähigkeiten zu vernachlässigen. Wissenserwerb als Kulturtechnik wird durch den vereinfachten Zugang zu von KI-Systemen aufbereitetem Wissen auf die Probe gestellt.

VII. Ein Bildungspakt für die Zukunft

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in das Bildungssystem bietet enorme Chancen, stellt aber zugleich eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Damit diese Transformation gerecht und nachhaltig gelingt, bedarf es einer umfassenden Strategie. Ein Bildungspakt für das KI-Zeitalter muss nicht nur technologische Innovationen fördern, sondern auch sicherstellen, dass soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit gewahrt bleiben. Das Ziel ist es, Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Neugier durch Herausforderungen zu wecken, damit sie neues Wissen auf individuelle Weise erschließen, ihre Kreativität entfalten und über sich hinauswachsen können. Damit dies gelingt, brauchen Pädagog*innen Rückendeckung und Unterstützung – nur so können sie ihre Aufgabe, diesen Wandel zu gestalten, bestmöglich erfüllen.

VIII. Finanzierung: Mehr Ressourcen für Technologie und Pädagogik

Eine zukunftsfähige Bildungslandschaft erfordert umfassende Investitionen in die technische und pädagogische Infrastruktur. Bildungseinrichtungen müssen flächendeckend mit moderner Technologie ausgestattet werden – von interaktiven Lernplattformen über leistungsfähige Netzwerke bis hin zu KI-gestützten Lehrmitteln.

Doch Technologie allein reicht nicht aus. Die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften ist ebenso essenziell. Sie müssen nicht nur die technischen Fähigkeiten erlernen, um KI-Tools effektiv einzusetzen, sondern auch die pädagogischen und ethischen Dimensionen dieser Anwendungen verstehen. Ein gerechter Bildungspakt muss daher auch die personellen Ressourcen erheblich ausbauen, um kleinere Klassen, intensivere Betreuung und individuelle Förderung zu ermöglichen.

Abb. 3: Lebenswelten sind Medienwelten. Medienwelten sind Lebenswelten © SolStock

IX. Regulierung: Strenge Richtlinien für KI-Tools in der Bildung

Die Integration von KI in Bildungseinrichtungen darf nicht ohne klare Vorgaben erfolgen. Es bedarf präziser und strenger Richtlinien, um den Datenschutz zu gewährleisten, algorithmische Verzerrungen zu vermeiden und die Transparenz von KI-Systemen sicherzustellen. Schüler*innen dürfen nicht zu bloßen Datenpunkten degradiert werden; ihre Privatsphäre und Persönlichkeit müssen geschützt bleiben.

Zudem müssen die eingesetzten KI-Tools auf verbindliche ethische Standards geprüft werden. Dazu gehört die Sicherstellung, dass sie soziale Ungleichheiten nicht verstärken und diskriminierungsfrei arbeiten. Sozialdemokratische Bildungspolitik muss hier eine Vorreiterrolle einnehmen, indem sie staatliche Prüfmechanismen schafft und den Einsatz von KI-Systemen konsequent überwacht.

X. Partizipation: Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern in den Wandel einbinden

Ein Bildungspakt für das KI-Zeitalter kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten aktiv einbezogen werden. Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern müssen die Möglichkeit haben, den Wandel mitzugestalten. Partizipation bedeutet, dass die Bedürfnisse und Perspektiven aller Akteur*innen gleichberechtigt in die Gestaltung von Bildungsstrategien einfließen.

Lehrkräfte sollten in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, um ihre praktischen Erfahrungen und pädagogischen Ansätze zu integrieren. Schüler*innen müssen befähigt werden, ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu artikulieren, insbesondere wenn es um digitale Werkzeuge geht, die direkt ihren Lernalltag beeinflussen. Eltern als wichtige Partner in der Bildung ihrer Kinder sollten über die Chancen und Risiken von KI umfassend informiert und in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Bildung ist dabei nicht nur Mittel zum Zweck, sondern die Grundlage, um sozialen Zusammenhalt und individuelle Entfaltung in einer KI-geprägten Welt zu sichern.

XI. Bildung als Schlüssel für eine gerechte Zukunft

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz haben das Potenzial, unsere Gesellschaften grundlegend zu verändern – zum Besseren oder zum Schlechteren. Im Zentrum dieser Transformation steht die Bildung. Sie ist der Schlüssel, um Menschen zu befähigen, die Herausforderungen einer KI-geprägten Welt zu meistern, und gleichzeitig der Garant für soziale Gerechtigkeit. Doch Bildung allein wird die Kluft zwischen den Chancen des technologischen Fortschritts und den Risiken gesellschaftlicher Spaltung nicht überwinden, wenn wir nicht entschlossen handeln.

Unsere Schulen und Kindergärten sollten Orte sein, an denen Kinder und Jugendliche aktiv mitgestalten, ihre Kreativität entfalten und kritisch denken lernen. Jeder Euro, den wir heute in zeitgemäße und kinderfreundliche Lernumgebungen investieren, ist eine Investition in mehr Gerechtigkeit für morgen. Dazu braucht es auch klare ethische Richtlinien und strengere Regulierungen, damit Fortschritt alle mitnimmt, statt neue Gräben aufzureißen.

Dies ist kein Zeitpunkt für Halbherzigkeit. Sozialdemokratische Bildungspolitik muss mutig und entschlossen vorangehen – mit einem klaren Fokus auf Chancengleichheit und sozialer Verantwortung im Zeitalter von Digitalisierung und KI. Der Kampf für Bildungsgerechtigkeit ist kein Nebenschauplatz, sondern die zentrale Schlacht um die Zukunft unserer Gesellschaft.

Lasst uns Schulen und Kindergärten zu einem Bollwerk der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit machen. Lasst uns für eine Bildungspolitik kämpfen, die Technologie nutzt, und den Menschen dabei in den Mittelpunkt rückt. Die ZUKUNFT liegt in unseren Händen – und Bildung ist unser Schlüssel zu einer gerechten und solidarischen Welt.

Jörg Neumayer © Alexander Müller

JÖRG NEUMAYER

ist Gemeinderat und Landtagsabgeordneter in Wien. Seit Herbst 2024 ist er nicht nur Digitalisierungssprecher, sondern auch Bildungssprecher des sozialdemokratischen Klubs im Rathaus. Ehrenamtlich engagiert er sich als Vorsitzender des Wiener Bildungsservers für die Weiterbildung Wiener Pädagog*innen im Digitalisierungsbereich.

ALEXANDER PETROVIC

absolvierte Studien der Politikwissenschaften und IT-Security, ist seit mehr als 20 Jahren in der IT-Branche tätig, fasziniert von Innovation, Technologie und Fortschritt und wie sie unsere ZUKUNFT formen.