Schutz für Frauen als Chefsache – VON NINA SCHOLZ

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Welche Probleme ergeben sich für unsere Demokratie und den Feminismus angesichts der Migration aus frauenverachtenden Gesellschaften? Die ZUKUNFT spiegelt in Kooperation mit dem Kurier einen pointierten Gastkommentar vom 10.06.2023, den NINA SCHOLZ leicht überarbeitet hat.

In den letzten Wochen haben sich sowohl die Morde an Frauen als auch sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen in einem schwer zu ertragenden Ausmaß gehäuft. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurden in Österreich sieben Frauen von Männern ermordet. Auch wenn genauere Informationen zu den Tätern und deren Motiven noch abzuwarten sind, steht fest, dass drei dieser Frauen der Messerattacke eines 27-jährigen afghanischen Mannes zum Opfer fielen, der in Österreich um Asyl angesucht hatte. In den letzten Jahren war nicht zu übersehen, dass es sich bei den Tätern häufig um Migranten/Flüchtlinge aus islamisch geprägten Ländern handelt, mithin aus Ländern, in denen ein extrem frauenfeindliches gesellschaftliches Klima vorherrscht. Afghanistan etwa zählt zu den für Mädchen und Frauen gefährlichsten Ländern der Welt. Gesellschaftliche Haltungen und oft auch Gesetzgebungen, die Abwertung von und Gewalt gegen Mädchen und Frauen legitimieren, sind an der Tagesordnung. Das bestätigen nicht nur regelmäßige Monitorings von Global Citizen zur Situation von Frauen weltweit, sondern auch die Berichte mutiger Frauen aus den Ländern selbst, die dort unter größten Gefahren für Veränderung kämpfen und oft genug auch vor der eigenen Familie und dem sozialen Umfeld fliehen müssen.

Deshalb ist nicht davon auszugehen, dass diese Haltungen unter hier ankommenden Flüchtlingen und Migranten aus Afghanistan und ähnlich verfassten Ländern nur Einzelfälle sind, vielmehr ist es naheliegend, dass sie dem Durchschnitt ihrer Herkunftsgesellschaften entsprechen. Die Sozialisation von männlichen Jugendlichen in diesen Gesellschaften stellt einen Risikofaktor für die Sicherheitslage der Einwanderungsländer dar. Mädchen und Frauen in westlichen Ländern werden als sündhaft, unehrenhaft und als Freiwild betrachtet. Das bedeutet weder, dass es in anderen Teilen der Gesellschaft keine Gewalt an Frauen gibt, noch dass alle Jungen und Männer aus muslimischen Familien in einen Topf geworfen werden können. Es gibt unter Flüchtlingen selbstverständlich auch jene, die vor den Folgen genau dieser Vorstellungen fliehen und jene, die aufgeschlossen sind für Veränderung und die freie Gesellschaft schätzen, aber es gibt leider zu viele, bei denen das nicht der Fall ist.

Der überproportional hohe Anteil von Jugendlichen und jungen Männern aus islamischen Ländern bei den genannten Delikten in der Kriminalitätsstatistik, die in den letzten Wochen oft zitiert wurde, spricht hier eine deutliche Sprache und macht die Herkunftsnennung zu einer für Problemlösungen relevanten Information. Kultur ist nichts Statisches, aber den Status Quo zur Kenntnis und damit kulturelle Faktoren und Denkmuster ernst zu nehmen und einen nüchternen, weder pauschalisierenden noch relativierenden oder verklärenden Blick auf mitgebrachte normative Vorstellungen zu werfen, scheint für eine Analyse des Problems unabdingbar. Tabuisierung und Wunschdenken stehen dieser hingegen im Wege.

PS: PS: Mein Gastkommentar im KURIER beschäftigte sich anlässlich des Prozesses gegen drei aus Afghanistan nach Österreich geflüchteten jungen Männer, die die 14-jährige Leonie in Wien ermordet hatten, mit den Folgen von Migration aus zutiefst frauenfeindlichen Ländern, die nicht nur, aber in besonderem Maße die Sicherheit von Mädchen und Frauen gefährden. Das Original erschien online unter: https://kurier.at/meinung/gastkommentar/schutz-fuer-frauen-als-chefsache/402493277 (letzter Zugriff: 11.03.2024)

NINA SCHOLZ
ist Politikwissenschaftlerin und Autorin, Sie lebt und arbeitet in Wien.

Nina Scholz © Nina Scholz