Alles ist in Bewegung … Interview zur Bildstrecke – VON PAUL KITZMÜLLER

Die Redaktion der ZUKUNFT hat PAUL KITZMÜLLER eingeladen, angesichts unserer beeindruckenden Bildstrecke einige Fragen zu Kunst, Ästhetik und Politik zu beantworten, um sich damit auch unseren Leser*innen vorzustellen. Das Interview führten ELISABETH KAISER und ALESSANDRO BARBERI.

ZUKUNFT: Lieber Paul, wie bist Du zur Kunst gekommen? Seit wann spielt Kunst eine Rolle in Deinem Leben?

P. K.: Kunst war schon immer ein Teil meines Lebens. Ein prägender Moment war für mich, als wir in der Kindheit ein großes Leinwandbild bei uns im Garten gemalt haben. Jedesmal, wenn ich mir die Fotos von diesem Prozess anschaue, ist mir bewusst, dass ich schon immer Künstler werden wollte.

Cover 60x40cm © Paul Kitzmüller

ZUKUNFT: Worin siehst Du die Eigenart Deiner Arbeiten? Worin besteht Dein Stil, was sind Deine bevorzugten Themen und mit welchen Techniken und Technologien arbeitest Du?

P. K.: Die Arbeiten zeigen in sich wiederholende menschliche Charaktere, die miteinander verbunden sind. Alles ist in Bewegung und auf der Suche nach Begegnung. Ich beschäftige mich mit den Grundzügen des menschlichen Daseins. Ich spiegle die Gesellschaft wider, Verbindungen sind da und lösen sich wieder auf. Die in dieser Ausgabe der ZUKUNFT präsentierten Werke sind ganz in diesem Sinne mit Tuschestift gezeichnet.

ZUKUNFT: Was waren und sind Deine wichtigsten Vorbilder oder Inspirationsquellen im Rahmen der Kunstgeschichte? Kannst Du Dich und Deine Arbeiten dahingehend ein wenig verorten?

P. K.: Der Expressionismus hat mich sehr inspiriert. Dessen kraftvoller Ausdruck hat mich schon immer beeindruckt. Es fällt mir aber eher schwer, meine eigenen Arbeiten einzuordnen.


100x70cm © Paul Kitzmüller 2023

ZUKUNFT: Welche Aufgabe hat Kunst im Blick auf ihre gesellschaftliche und kulturelle Wirksamkeit? Oder haben Kunst und Ästhetik keine politische Aufgabe, sondern stehen für sich?

P. K.: Kunst kann auf verschiedenen Ebenen wahrgenommen werden. Ästhetisch, politisch im Aufzeigen gesellschaftlicher Probleme und individueller Befindlichkeiten. In meinen Arbeiten steht das Bild für sich selbst. Die individuelle Interpretation möchte ich den Betrachter überlassen.

ZUKUNFT: Worin besteht für Dich der Zusammenhang von Kunst und Kultur? Welchen Beitrag leisten Künstler*innen im Blick auf das kulturelle Feld oder auch angesichts der Kulturindustrie?

P. K.: Ohne Kunst gibt es keine Kultur und ohne Kultur gibt es keine Kunst. Die zwei Felder gehören zusammen. Ob bewusst oder unbewusst, Kunst findet überall statt.

ZUKUNFT: Angesichts unserer Schwerpunktausgabe, wollen wir Dich fragen, was Gesundheit für Dich bedeutet? Was ist ein „gesunder Mensch“ oder eine „gesunde Gesellschaft“? Und lässt sich dahingehend „Krankheit“ künstlerisch begreifen und verarbeiten? Spielt also das Thema Gesundheit eine Rolle in Deiner künstlerischen Arbeit?

60x40cm © Paul Kitzmüller

P. K.: Ein gesunder Mensch ist zufrieden mit sich selbst. In meinen Arbeiten bilde ich die Gesellschaft ab wie sie ist, manchmal in Einklang aber oft durch äußere Situationen verliert diese die Balance und kippt dadurch um. Ich spiegle mich selbst in meinen Arbeiten, meine persönliche Verletztheit, Unruhe, sogleich auch Zufriedenheit. So wie die Gesellschaft auch muss ich mir selbst einen Weg zurechtlegen, mit meinen Kränkungen gesund umzugehen. Kunst schafft für mich Bewusstsein, Erleichterung, Verbesserung.

ZUKUNFT: Als theoretisches Organ der Sozialdemokratie arbeiten wir buchstäblich an der ZUKUNFT unserer Republik. Wo siehst Du derzeit politische Möglichkeiten, Künstler*innen an den politischen Diskurs heranzuführen? Wie schätzt Du die derzeitige Lage des politischen Systems in Österreich ein?

P. K.: Die politische Lage in Österreich schlägt mehr und mehr in Richtung rechtspopulistischer Parteien. Ich kann mir aber selbst nicht erklären, woher dieses Phänomen kommt. Sobald Rechts-Parteien in die Regierung gelangt sind, hat Korruption stattgefunden oder es hat in Frühwahlen geendet. Künster*innen haben die Möglichkeiten dies aufzuzeigen in einer Form und Weise, die in theoretischer Form nicht so leicht greifbar ist. Wenn man Kunst in der Gesellschaft haben will, muss man sie auch unterstützen.

100x70cm © Paul Kitzmüller 2023

PAUL KITZMÜLLER

studiert zurzeit Raum und Designstrategien auf der Kunstuniversität Linz, lebt und arbeitet in Linz und Wien. Seine künstlerischen Prozesse finden in der Malerei, Zeichnung, Lyrik, Installation und Performance ihren Ausdruck.

Kontaktdaten: paul.kitzmueller@icloud.com.

Paul Kitzmüller © Paul Kitzmüller 2023
60x40cm © Paul Kitzmüller 2023