Verrückt sind immer die anderen – und Hitler in uns selbst von Max Picard wird offensichtlich (da am Boulevard-Kiosk nicht erhältlich) zu wenig gelesen. Wenn es nach mir ginge, gäbe es keine Kriegs-Cartoons und selbstverständlich auch keine Kriegsgedichte. Wenn es nach mir ginge … Wer sagt da: „Utopistisch!“? Wer sagt da: „Ein Schelm, wer an Dauerfrieden denkt!“ Aber könnten wir es nicht auch eher so wie die Bonobos halten und uns vergnügt auf hohen Bäumen schwingen?
In ihren sehr sozialen Familien-Clans wird nicht mit schweren Waffen gekämpft – und in meinen post-darwin’schen Träumen auch nicht! Ich wäre dann gewiss nicht arbeitslos, ich schriebe Kindergedichte oder würde den Schriftzug PEACE in meine Panflöte schnitzen. Wir können nicht warten, bis alle Arsenale leer geschossen sind. „Ich schieße keine Möwe tot“, meint Christian Morgenstern in seinem sehr „humanen“ Möwengedicht – , „und fütt’re sie mit Roggenbrot und rötlichen Zibeben“. Wir können nicht warten, bis jemand (wer immer dieser Jemand ist!?) tatsächlich auf den berühmten und eigentlich auf ewig verwunschenen roten Knopf drückt – aber seltsamerweise tun wir es! Wir warten, statt UNS zu „entwaffnen“! Und dieser wartende Jemand ist hoffentlich nicht der eingangs zitierte „in uns selbst“!
PosterPoems
Als sogenannte PosterPoems bezeichne ich Gedichte bzw. Texte und Textfragmente, deren Wirkung sich erst durch eine optische Einbindung ergibt oder steigern lässt – zum Beispiel in Plakatform. Am Beginn meiner ersten Pop-Lyrik-Versuche, das war um das Jahr 1970, beeinflusste mich vor allem das Vietnam-Kriegsgeschehen – und durch die Fassungslosigkeit über die gegenwärtigen Ukraine-Ereignisse erinnerte ich mich an diese Protest-Lyrik.
Die Poems „KRIEG“ und „wir“ gehören somit zu den am frühesten von mir zu Papier gebrachten Wort-Experimenten, welche nun tragischerweise über Nacht auch nach 50 Jahren (!) dieselbe Agitations-Aktualität aufweisen. (Man sieht, wie hartnäckig rasch sich die Welt zum „Guten“ verändert.)
CARTOONS mit Kriegsthematik
Ab dem Jahr 1988 bis etwa 2004 zeichnete ich „Politische Cartoons“ für Zeitschriften und Zeitungen. Nach einem kurzen Auftakt bei den OÖN sowie der AZ (Arbeiter-Zeitung) erschienen weitere nur mehr sporadisch, da ich mangels Verträge auf die Vermittlung von Agenturen angewiesen war. Einige landeten aber doch in renommierten deutschen Pressemedien (siehe weiter unten die biografischen Angaben). Auch in dieser Zeitspanne ergaben sich immer wieder Themenschwerpunkte zu Kriegsereignissen (Zweiter Golfkrieg Irak/Kuwait, Jugoslawienkriege, Irakkrieg bzw. Dritter Golfkrieg). Die gezeigten Beispiele sollen in dieser Ausgabe der ZUKUNFT veranschaulichen, welche Arten von „Zukünften“ wir uns ausmalen dürfen … oder Sie beginnen meinen Text „Krieg und/oder Frieden?“ gleich wieder von Beginn an zu lesen, also: „Verrückt sind immer nur die anderen …“.
Der Literat /Der Cartoonist / Der Bildermacher
Mag. art., geboren 1952 in Neumarkt am Hausruck, OÖ. Kindheits- und Jugendjahre im Steyrtal; lebt seit 1967 in Linz. Studium der Malerei und Grafik. Hermann Haslin erzeugt vorwiegend cartoonistische und literarische Arbeiten.
Cartoons erschienen u. a. in Trend-Profil-Extra, Frankfurter Neue Presse, Frankfurter Rundschau, Handelsblatt, Welt am Sonntag, Die Zeit. 1999 Anerkennungspreis beim Siegfried-Marcus-Cartoonwettbewerb des ÖAMTC-Wien (Thema: Auto und Verkehr). Literarische Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. 1975 Preis der Dr. Ernst-Koref-Stiftung, Linz, für das Hörspiel „Embrior“. 1978 erschien ein Kinderbuchtext in 5 Sprachen und 9 Ländern. Szenische Lesungen seit 1999. Ab 2008 aufwendiges Romanprojekt mit dem Arbeitstitel „Goldegg“.
Kontakt: hermann@haslin.at
Ausstellung in Schärding (Galerie Reich) (2014) © Hermann Haslin